Heilungsaussichten bei Patienten mit ALL-Rezidiv

Autor:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 02.06.2021 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e12193

Etwa jedes siebte Kind mit ALL erleidet einen Krankheitsrückfall (Rezidiv). Das sind ungefähr 90 (das heißt, circa 15 %) der insgesamt 550 bis 600 Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland jährlich neu an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) erkranken. Die Heilungsaussichten sind deutlich ungünstiger als bei einer Ersterkrankung, auch wenn bei einem Teil der Patienten durchaus noch gute Behandlungserfolge erzielt werden können. Für die Gesamtheit der Patienten mit ALL-Rezidiv liegen die 5-Jahres-Überlebensraten derzeit zwischen 50 und 60 %.

Die Prognose für den einzelnen Patienten hängt dabei wiederum von bestimmten Prognosefaktoren ab, unter anderem von Zeitpunkt und Ort des Auftretens eines Rezidivs. Auch das Ansprechen der Erkrankung auf die Behandlung spielt eine Rolle.

In der Regel sind die Heilungsaussichten umso besser, je später es nach der Erstbehandlung zu einem Rückfall kommt. Der Unterschied in der Prognose früher beziehungsweise später Rezidive liegt darin, dass späte Rezidive vermutlich von Zellen ausgehen, die sich längere Zeit in Ruhephasen befunden haben, während frühe Rezidive ihren Ausgang eher von resistenten Leukämie-Zellgruppen nehmen und daher nur sehr schwer behandelbar sind (zu frühen und späten Rezidiven siehe Definitionen im Seitenteaser).

Rezidive im Knochenmark oder mit einer Beteiligung des Knochenmarks haben eine ungünstigere Prognose als solche, die ausschließlich außerhalb des Knochenmarks und dort nur an einer Stelle im Körper, zum Beispiel im Zentralnervensystem oder in den Hoden, lokalisiert sind (so genannte isolierte extramedulläre Rezidive). Prognostisch besonders ungünstig ist es, wenn ein Knochenmarkrezidiv noch während der Erstbehandlung auftritt. Patienten mit einem solchen sehr frühen Rezidiv erreichen häufig nicht einmal eine zweite Remission, die Voraussetzung für eine weiterführende Behandlung (allogene Stammzelltransplantation) ist.

Generell haben Patienten, deren Erkrankung gut auf die Behandlung anspricht, eine bessere Prognose als Patienten mit ungenügendem Therapieansprechen. Bei Standardrisiko-Patienten können die Heilungsaussichten bei einem Nicht-Ansprechen auf die Induktions-Chemotherapie durch eine allogene Stammzelltransplantation häufig kompensiert werden. Sehr ungünstig ist es dagegen, wenn Patienten der Hochrisiko-Gruppe, die in der Regel nur mittels Stammzelltransplantation eine Heilungschance haben, die dafür erforderliche Remission nicht erreichen.

Gut zu wissen: Während bei Patienten mit günstiger Prognose eine erneute konventionelle Chemotherapie nochmals erfolgversprechend ist, besteht für Patienten mit Knochenmarkrezidiv in der Regel nur Aussicht auf Heilung, wenn eine Stammzelltransplantation durchgeführt wird. Im Rahmen von Therapieoptimierungsstudien sollen die Heilungsaussichten auch für Kinder mit einem ALL-Rezidiv weiter verbessert werden.

Basisliteratur

  1. Schrappe M, Möricke A, Attarbaschi A, von Stackelberg A: Akute lymphoblastische Leukämie. in: Niemeyer C, Eggert A (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Springer-Verlag GmbH Deutschland, 2. vollständig überarbeitete Auflage 2018, 269 [ISBN: 978-3-662-43685-1] SCH2018
  2. von Stackelberg A, Henze G: Rezidive der akuten lymphoblastischen Leukämie. In: Gadner H, Gaedicke G, Niemeyer C, Ritter J, editors. Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag Springer Verlag, 2006, 680 [ISBN: 3540037020] STA2006
  3. Henze G: 20 Jahre Studien zur Behandlung von Kindern mit Rezidiv einer akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL-REZ BFM). WIR Informationsschrift der Aktion für krebskranke Kinder e.V. (Bonn) 2004, 3: 13 [URI: http://www.kinderkrebsstiftung.de/ fileadmin/ KKS/ files/ zeitschriftWIR/ 2004_3/ ALL-REZ.pdf] HEN2004a