Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion

Autor:  PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 12.05.2016 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e166713

Die Nebenschilddrüsen sind zwei kleine paarige (also insgesamt vier) Hormondrüsen, die der Schilddrüse beidseits aufsitzen. Sie produzieren ein Hormon, das Parathormon, welches (gemeinsam mit seinem Gegenspieler Calcitonin aus der Schilddrüse) den Calcium-Phosphat-Haushalt im Körper reguliert.

Die Hauptaufgabe des Parathormons ist, die Calcium-Konzentration im Blutplasma (zwecks Konstanthaltung der Calcium-Spiegel in den verschiedenen Kompartimenten des Organismus) zu erhöhen.

Ein erhöhtes Risiko für Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion und folglich des Calcium-Stoffwechsels besteht nach Bestrahlungen der Kopf-/Hals-Region. Ehemalige Patienten können nach einer solchen Behandlung noch 20 bis 40 Jahre nach Therapieende einen so genannten Hyperparathyreoidismus entwickeln [DEN2014].

Beim Hyperparathyreoidismus wird zu viel Parathormon gebildet. Dies führt dazu, dass vermehrt Calcium aus dem Knochen freigesetzt wird und die Calciumspiegel in Blut und Urin ansteigen.

Beschwerden / Komplikationen bei Hyperparathyreoidismus

Die meisten Betroffenen haben anfangs keine gesundheitlichen Probleme. Sie fallen bei den Nachsorgeuntersuchungen lediglich durch wiederholt erhöhte Serum-Calciumspiegel im Blut auf. Sind die Parathormonspiegel über einen längeren Zeitraum deutlich höher als normal, haben die Betroffenen jedoch ein erhöhtes Risiko für:

  • verminderte Knochendichte (Osteopenie)
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • erhöhte Knochenbrüchigkeit
  • Knochenveränderungen (Zystenbildung und so genannte "braune Tumoren" in den Knochen, die aus Knochen-abbauenden Zellen, Bindegewebe und kleinen Einblutungen bestehen)
  • Nierensteine (durch vermehrte Calcium-Ausscheidung in den Urin)
  • Gefäßwandverkalkungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (durch Ablagerung von Calcium- und Phosphatverbindungen in den Gefäßwänden)
  • Fatigue (siehe Kapitel „Fatigue)
  • depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsstörungen

Wichtige Nachsorgeuntersuchungen

Gut zu wissen: Da die erhöhten Parathormonwerte bei den meisten Betroffenen lange keine Beschwerden hervorrufen, wird ehemaligen Patienten nach einer Strahlentherapie im Kopf-/Halsbereich empfohlen, unbedingt regelmäßige Kontrollen der Calciumwerte im Blut vornehmen zu lassen. Diese Blutuntersuchungen bieten die einzige Chance, eine Störung der Nebenschilddrüsenfunktion frühzeitig zu erkennen und ihren Folgen (siehe oben) vorzubeugen.

Ergibt sich aufgrund der Calciumwerte der Verdacht auf einen Hyperparathyreoidismus, sollte in einem weiteren Schritt zur Erhärtung der Diagnose das Parathormon im Serum bestimmt werden.

Förderung / Behandlung bei Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion

Das Vorgehen bei einem Hyperparathyreoidismus – zum Beispiel weiterführende Untersuchungen und / oder eine medikamentöse Therapie mit Substanzen, die den Calciumstoffwechsel regulieren – richtet sich streng nach den aktuellen Empfehlungen der Experten [DEN2014]. Diese wird der Hormonspezialist mit dem Betroffenen bei Bedarf besprechen.