Wie kann der Krankheitsverlauf bei Patienten in Behandlung aussehen?

Autor:  Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 29.04.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e85879

Bei Patienten mit einem niedriggradig malignen Gliom kann die Erkrankung auch im Rahmen einer Behandlung individuell sehr verschieden verlaufen. Neben Art, Lage und Ausbreitung des Tumors sowie dem Alter des Patienten spielt für den Krankheitsverlauf dabei unter anderem eine Rolle, ob die Krankheit zum ersten oder zum wiederholten Male auftritt, wie gut sie behandelt werden kann und wie dauerhaft der Erfolg der Therapie ist.

Die Experten benutzen während der Behandlungsplanung und im Rahmen der Verlaufsbeurteilung bestimmte Begriffe, die im Folgenden erklärt werden.

Unbehandeltes niedrigmalignes Gliom

"Unbehandeltes niedrigmalignes Gliom" bedeutet, dass bei einem Patienten diese Diagnose zum ersten Mal gestellt wird und bisher außer einer Behandlung der Symptome noch keine Therapie durchgeführt wurde.

Vollständige Tumorentfernung

Von einer vollständigen Tumorentfernung (Totalresektion, komplette Resektion) spricht man, wenn der Tumor durch eine Operation neurochirurgisch komplett entfernt werden konnte. Der Tumor lässt sich in diesem Fall mit Hilfe der üblichen Diagnosemethoden (zum Beispiel Magnetresonanztomographie oder andere bildgebende Verfahren) nicht mehr nachweisen. Erste bildgebende Untersuchungen zum Erfolg der Operation finden 24 bis maximal 72 Stunden nach dem Eingriff statt. Ob ein niedriggradig malignes Gliom tatsächlich "radikal" entfernt werden konnte, zeigt sich in aller Regel erst im weiteren Krankheitsverlauf, denn einzelne möglicherweise verbliebene Tumorzellen kann auch ein erfahrener Neurochirurg nicht erkennen, obwohl er immer mit einem Operationsmikroskop arbeitet. Auch mit Hilfe der Magnetresonanztomographie sind kleine Tumorzellreste nicht sichtbar.

Unvollständige Tumorentfernung

Der Begriff "unvollständige Tumorentfernung" (auch Tumorteilresektion; partielle Resektion) beschreibt den Zustand nach einer neurochirurgischen Operation, bei der der Neurochirurg bewusst Tumorgewebe zurückgelassen hat.

Anmerkung: Eine Entscheidung darüber, wie viel vom Tumor entfernt werden soll, trifft der Chirurg in der Regel vor der Operation anhand der Ergebnisse der bildgebenden Untersuchungen sowie unter Berücksichtigung der Krankengeschichte und der eventuell auftretenden neurologischen Ausfälle des Patienten. Manchmal ergeben sich jedoch erst während der Operation Situationen, die ein zurückhaltendes Vorgehen notwendig werden lassen, damit keine Gehirn- oder Rückenmarksstrukturen dauerhaft geschädigt werden. Aus diesem Grund wird der behandelnde Arzt Ihrem Kind und Ihnen im Aufklärungsgespräch vor der Operation auch nur ganz selten sagen, dass der Tumor mit Sicherheit komplett entfernt werden kann.

Stabile Resterkrankung nach nicht vollständiger Tumorentfernung

Von stabiler Resterkrankung ist die Rede, wenn ein nach einer Operation verbliebener Tumorrest im weiteren Verlauf nicht erneut zu wachsen beginnt. Die Krankheit kann bei manchen Patienten, zumindest für eine gewisse Zeit, ohne eine weitere Behandlung stabil bleiben.

Krankheitsrückfall (Rezidiv)

Krankheitsrückfall (Rezidiv) bedeutet, dass der Tumor nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung, das heißt, nach einer anscheinend vollständigen Tumorentfernung, erneut auftritt. Ein Rezidiv kann sowohl im Bereich der ursprünglichen Tumorregion (Lokalrezidiv) als auch an anderer Stelle im Zentralnervensystem vorkommen. Weitere Informationen zum Rezidiv finden Sie im Kapitel "Krankheitsrückfall".

Fortschreitendes Tumorwachstum (Tumorprogression)

Von Tumorprogression ist die Rede, wenn ein niedrigmalignes Gliom nach unvollständiger oder nicht durchführbarer (und daher nicht erfolgter) Tumorentfernung vor, nach oder auch während dem Einsatz einer Chemotherapie oder Strahlentherapie) weiterwächst, also nicht auf die Behandlung anspricht.