Stammzellgewinnung aus dem Blut

Autor:  Dr. med. Gesche Riabowol née Tallen, Dr. med. Jörn Kühl, Maria Yiallouros, Redaktion:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 31.07.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e76955

Alternativ zur Knochenmarktransplantation findet heute zunehmend die Übertragung von Stammzellen statt, die aus dem Blutkreislauf des Spenders gewonnen werden. Man spricht in diesem Fall auch von "peripherer Stammzelltransplantation". Denn: Stammzellen der Blutbildung finden sich nicht nur im Knochenmark, sondern auch im zirkulierenden (peripheren) Blut.

Allerdings sind Stammzellen im Blut unter normalen Bedingungen nur in geringen Mengen vorhanden. Daher wird dem Spender vier bis fünf Tage vor der Stammzellentnahme ein- bis zweimal täglich eine körpereigene Hormon-ähnliche Substanz, ein so genannter Wachstumsfaktor, unter die Haut (subkutan) gespritzt. Dieser Wachstumsfaktor (zum Beispiel G-CSF) regt die Blutstammzellen dazu an, vermehrt aus dem Knochenmark in die Blutbahn überzutreten.

Anschließend werden die Stammzellen mit Hilfe einer speziellen Zentrifugeneinrichtung, dem so genannten Blutzell-Separator, aus dem Venenblut des Spenders gesammelt. Um genügend Stammzellen für eine erfolgreiche Transplantation zu erhalten, muss dieser Vorgang, die so genannte Stammzellapherese (oder auch Leukapherese), an einem oder auch zwei (aufeinanderfolgenden) Tagen über jeweils drei bis sechs Stunden durchgeführt werden. Die im Transplantat enthaltenen reifen roten Blutzellen werden dem Spender zurückübertragen; sie werden nicht benötigt.

Manchmal ist es sinnvoll, das Stammzelltransplantat noch weiter aufzutrennen, zum Beispiel um auch noch die reifen Lymphozyten aus dem Transplantat zu entfernen. Denn diese können beim Empfänger eine Spender-gegen-Empfänger-Reaktion auslösen. Die Anwendung und Notwendigkeit dieser besonderen Verfahren hängen jedoch von der individuellen Situation des Patienten ab. Entsprechend müssen diese Fragestellungen immer in einem persönlichen Gespräch erläutert werden.

Vor- und Nachteile der peripheren Stammzelltransplantation

Die Transplantation von peripheren Blutstammzellen ist erst durch die Verfügbarkeit von Wachstumsfaktoren der Blutbildung möglich geworden. Der Vorteil der Stammzellapherese gegenüber der Stammzellgewinnung aus Knochenmark ist, dass sie ohne Narkose erfolgen kann. Außerdem hat sich gezeigt, dass beim Empfänger die Blutbildung nach der Transplantation schneller wieder in Gang kommt. Die Phase der akuten Infektionsgefahr ist dadurch verkürzt.

Gewisse Nebenwirkungen bei der Stammzellentnahme sind allerdings möglich: So kann es durch die Gabe des Wachstumsfaktors zu einem deutlichen Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und damit einhergehend zu Knochenschmerzen kommen. Für die Stammzellgewinnung sind zudem zwei ausreichend große Venenzugänge nötig; bei manchen Spendern kann dies Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen und andere Allgemeinsymptome verursachen.

Beim Empfänger ist diese Stammzellquelle mit einem erhöhten Risiko der chronischen Spender-gegen-Empfänger-Reaktion verbunden [SIM2017].

Gut zu wissen: Über die genauen Einzelheiten der Blutstammzellspende werden die Betroffenen zuvor im Rahmen einer Vorstellung in der Blutbank des Transplantationszentrums genau informiert.