Fatigue

Autor:  Dr. med. Gesche Riabowol (nee Tallen), Redaktion:  Maria Yiallouros, Freigabe:  Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 15.02.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e172532

Der Begriff „Fatigue“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „Müdigkeit“. Im Falle krebskranker Kinder oder Jugendlicher spricht man von Fatigue, wenn deren Willenskraft mehr und mehr abnimmt und sie sich zunehmend matter fühlen. Die Veränderungen können individuell unterschiedlich ausgeprägt sein. Dabei spielen der Charakter des Kindes/Jugendlichen, die Art der Erkrankung und der Behandlungen, die unmittelbare Umgebung, das soziale Umfeld sowie der Kulturkreis der Familie mit eine Rolle.

Fatigue kann plötzlich (akut) oder in Phasen auftreten und/oder auch einen längeren (chronischen) Verlauf nehmen. Manchmal zeigen die Patienten im Verlauf einer Fatigue auch Wesensveränderungen.

Faktoren, die das Entstehen von Fatigue bei krebskranken Kindern und Jugendlichen begünstigen, sind zum Beispiel:

  • Umgebungsfaktoren (beispielsweise fehlende Tagesroutine, Unruhe im Familienleben, Wartezeiten bei Untersuchungen, anstrengende Gespräche und belastende Entscheidungen)
  • Persönliche Situation (zum Beispiel bei stationären Aufenthalten / Hospizaufenthalten, ungewohnter Umgebung, Angst, Depression, Langeweile)
  • Familiärer Hintergrund und Kulturkreis (unter anderem hinsichtlich des Umgangs mit Krankheit, Schmerzen, Schwäche)
  • Behandlungsbedingte Stressfaktoren (intensive, zehrende Therapien und deren unerwünschte Nebenwirkungen, Ernährungsstörungen/Gewichtsverlust, Blutarmut, Stoffwechselveränderungen)

Behandlung von Fatigue in der Palliativphase

Bei krebskranken Kindern und Jugendlichen in der Palliativphase steht vor Behandlungsbeginn einer Fatigue die Klärung ihrer Ursachen. Liegen diese im psychologischen Bereich, so kann ein gemeinsames Gespräch zwischen Patient, Familie und den Psychologen des Palliativteams hilfreich sein. Wenn medizinische Gründe vorherrschen, kann die entsprechende Behandlung Erleichterung verschaffen. Ist beispielsweise eine ausgeprägte Blutarmut die Ursache der Fatigue, so kann eine Bluttransfusion angezeigt sein ( siehe Kapitel „Blutbildungsstörungen und Blutungen“).

Allerdings sollte immer berücksichtigt werden, dass einige Behandlungen nicht die Lebensqualität des Patienten erhöhen, da sie mit erneuten Krankenhausaufenthalten einhergehen oder schmerzhaft sind. Zusammengefasst bedeutet das:

Die Art und Intensität der Behandlung von Fatigue sollte individuell entschieden werden.

Maßnahmen ohne Medikamente

Es gibt nicht-medikamentöse Maßnahmen, die dem Patienten dabei helfen können, Energie zu sparen oder zuzuführen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • ein regelmäßiger Tagesablauf (feste Ruhe-/Schlaf-/Mahlzeiten; regelmäßige Phasen mit Aktivitäten, die den Kräften und Fähigkeiten des Kindes angepasst sind; regelmäßige Kontakte zu Geschwistern, Freunden, anderen Bezugspersonen)
  • Krankengymnastik
  • Massagen, Einreibungen, Wickel

Behandlung mit Medikamenten

Die verschiedenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten richten sich in erster Linie nach den vorherrschenden Ursachen für die Fatigue: zum Beispiel Angst, Depressionen, Ernährungsstörungen oder Blutungskomplikationen (siehe Kapitel zu diesen Themen).