Verdauungsstörungen

Autor:  Dr. med. Gesche Riabowol (nee Tallen), Redaktion:  Maria Yiallouros, Freigabe:  Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 20.02.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e172669

Bei krebskranken Kindern in der Palliativsituation kann es zu Verdauungsstörungen, zum Beispiel Verstopfung und Durchfall, kommen.

Verstopfung (Obstipation)

Der Begriff Verstopfung (Obstipation) umfasst unterschiedliche Arten von Stuhlentleerungsstörungen. Dazu gehören beispielsweise unvollständige, seltene sowie erschwerte und schmerzhafte Stuhlentleerungen und harte Stühle. Zwischen 40 und 50 % der krebskranken Kinder und Jugendlichen in der Palliativversorgung leiden zeitweilig an Obstipation.

Die Betroffenen klagen nach einiger Zeit vor allem über:

  • Appetitlosigkeit
  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Mattigkeit
  • blutigen und/oder schleimigen Stuhlabgang

Ursachen der Verstopfung

Es gibt viele Faktoren, die bei krebskranken Kindern und Jugendlichen in der Palliativversorgung zu Stuhlentleerungsstörungen führen können. Zu den häufigsten gehören:

  • Therapie mit Opioiden (siehe Kapitel „Schmerzen”)
  • Bewegungsmangel
  • zu geringe Nahrungsaufnahme
  • Flüssigkeitsmangel
  • neurologische Ursachen (zum Beispiel Lähmung durch einen Tumor des Rückenmarks)
  • Stoffwechselstörungen (beispielsweise zu niedrige Kalium- oder zu hohe Calciumspiegel im Blut)

Behandlung der Verstopfung

Das Behandlungsteam wird zunächst versuchen, die Ursachen für die Verstopfung festzustellen, um diese dann gezielt zu beseitigen. Wichtig ist es, auf eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Außerdem gibt es Medikamente, mit denen eine schwere Obstipation erfolgreich behandelt werden kann. Zu diesen gehören beispielsweise verschiedene Abführmittel, die als Saft, Tabletten, Zäpfchen oder sogenannte Einläufe verfügbar sind.

Wichtig zu wissen: Die Gabe von Abführmitteln sollte nie in Eigeninitiative, sondern immer in Absprache mit dem Palliativteam veranlasst werden, weil eine nicht fachgerechte Anwendung dieser Medikamente ihrerseits zu Verdauungsproblemen und schweren Störungen des Flüssigkeits- und Salzhaushalts führen kann.

Durchfall (Diarrhoe)

Durchfall (Diarrhö) kann bei Kindern und Jugendlichen in der Palliativphase sowohl akut sein oder einen chronischen Verlauf nehmen. Eine gefährliche Komplikation bei starkem und/oder lange anhaltendem Durchfall ist der Flüssigkeit- und Salzverlust (Dehydrierung), den der Patient dabei erleidet. Starke Dehydrierung kann schwere Stoffwechselentgleisungen und in der Folge auch neurologische Probleme verursachen. Deshalb muss bei Patienten mit Durchfall immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Ursachen von Durchfall

Häufig verantwortlich für Durchfall bei palliativ versorgten Kindern und Jugendlichen sind:

  • Magen-Darm-Infekte (zum Beispiel durch Bakterien, Viren und Pilze)
  • Fehlernährung
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (zum Beispiel Antibiotika oder Chemotherapie)
  • Überdosierung von Abführmitteln (siehe Kapitel „Verstopfung“ oben)
  • Begleiterkrankungen (zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Kuhmilch-Intoleranz)
  • Strahlentherapie (bei der der Bauchraum im Strahlenfeld lag)
  • im Rahmen einer Spender-gegen-Empfänger-Reaktion nach Stammzelltransplantation
  • Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse
  • Angst (siehe Kapitel „Angst“)

Behandlung von Durchfall

Je nach Ursache der Diarrhoe kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage:

  • Antibiotikatherapie bei Magen-Darm-Infektionen
  • Salz- (Elektrolyt-) und Zucker- (Glukose-) haltige Lösungen zum Flüssigkeits- und Salzersatz bei schwerer Diarrhoe. Ein solcher Ersatz kann zunächst über gesteigerte Trinkmengen, bei Bedarf jedoch auch über eine Magensonde oder intravenös (i.v.) erfolgen.
  • Medikamente (zum Beispiel wasserbindende Harze wie Cholestyramin oder bestimmte Opioide mit starker obstipierender, das heißt verstopfender Wirkung).

Zusätzliche unterstützende Maßnahmen zur Behandlung von Durchfall beinhalten:

  • eine Verminderung der Menge der oralen Nahrungszufuhr, gegebenenfalls auch der Sonden-Nahrungsmenge und/oder deren Zusammensetzung
  • Vermeidung von scharfen Gewürzen und Alkohol (bei Jugendlichen)
  • Verringerung der Milchzufuhr, da bei einer bakteriellen Ursache für den Durchfall ein vorübergehender Mangel an Laktase, dem für den Abbau von Milchzucker zuständigen Enzym im Darm) entstehen kann.

Der betreuende Arzt wird die bisher verabreichten Medikamente, die bei der Verursachung und Aufrechterhaltung von Durchfall beteiligt sein können, überprüfen und gegebenenfalls absetzen oder durch andere Substanzen ersetzen.

Wichtig zu wissen: Bei Patienten mit Durchfall ist eine sorgfältige Hautpflege im Afterbereich wichtig, damit dort keine Infektionen entstehen.